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Geburt und Tod
Freund Hein, bist immer nah.
Als ich, wehrlos, dem Leib
der
Mutter einst entfloh, hast du
mich kurz und sanft geküsst,
so roh mich man dir dennoch
entriss!
Wie oft hast du den Weg
zu mir doch nicht gescheut,
dich umgedreht,
manchmal erst nach vielen
Tagen –
hat es meinen Vater, meine Mutter
dann gefreut?
Du bist immer ein Begleiter,
ein schneller, unsichtbarer Reiter,
gemessen an dem Leben, aber
immer nur Zweiter!
Ich habe voll Vertrauen deinen
Arm berührt,
du hast die Sehnsucht –
das Flehen nach der Leiden Ende –
auch schon mal nach dir
geschürt.
Du wanderst täglich durch
der Länder Straßen,
scheust keine Höhen, keine
Tiefen,
kehrtest um für Mensch und Tier,
berührtest sie oft
wenn sie schliefen.
So mancher hat viel Geld
geboten,
dass du den Schritt weg von seinem
Hause lenkst und nicht bedacht,
dass du den ewigen Frieden
schenkst.
So mancher hat durch
seine grausame Härte
der Männer, Frauen, Kinder
oder Lebensfährte,
den Weg zu dir bewusst gelegt.
Man sagt, dass du der Feind
des Lebens bist, weil man dies
Leben nur mit den Zahlen der
Jahre misst.
Da scheint es Vielen nicht so
ungeheuer wichtig,
dass ewig Schmerz und Grauen
auch nicht richtig ist.
So schlagen die Menschen dir
oft ein Schnippchen,
oder hast du es dann so gewollt?
und ihnen nur ein verächtlich
Lächeln dann gezollt?
Oft verbreitest du Angst und
Schrecken, wenn Menschen
nach dem Absturz eines
Flugzeugs, oder im Krieg
den Boden bedecken.
Wie oft hörst du den
Kranken, den Alten nach
dir rufen, erlöst sie aus ihrer
Qual,
da finden dich die
Menschen als Bestandteil
ihres Daseins letztlich ganz
normal!
Ich fürchte dich nicht, denn
du gehörst zum Sein:
Am Anfang ist Geburt, am
Ende wartest du mit deinem
wärmenden Mantel, du,
Freund Hein.
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