Vor mehr als zwanzig Jahren ist es uns gelungen, so dachten wir, die Gesetzgeber davon zu überzeugen, dass die Gesetze bezüglich des Kindesmissbrauchs, Vergewaltigung, generell Gewalt keine Kavaliersdelikte sind, sondern ein deutliches Zeichen gegenüber den Tätern gesetzt werden muss um klarzumachen, dass wir alle aufmerksam unsere Möglichkeiten wahrnehmen werden.

Wie kurz jedoch diese Aufmerksamkeit gedauert hat, wie schnell man zur Tagesordnung übergegangen ist, machen die Zahlen der sexuellen Übergriffe deutlich.

Es gibt Anwälte, die solche Täter vertreten und man fragt sich als Bürger, in welchem moralischen Kontext das überhaupt möglich sein kann, vor allem wenn man versteht, wie mit den Opfern bei solchen Prozessen vielfach umgegangen wird.

 Es sind noch keine zwanzig Jahre her, als man den Menschen die ehemals in diversen öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen leben mussten, (bei denen es mindestens dreißig Jahre gedauert hat, bis man es der Mühe wert gefunden hat, überhaupt hinzuhören was ihnen widerfahren ist) endlich Gehör geschenkt hat.

 Mittlerweile dauert es, durch unsere neuen gesellschaftlichen Strukturen bereits zehn Jahre, in denen sich die Situation deutlich verschärft hat.

 Derzeit hat man den Eindruck, als würden die Behörden vor ein völlig neues Problem gestellt werden. Der SOS-Kinderdorf  Missbrauchsskandal wird einmal mehr ein einträgliches Thema für die Medien bieten und dann wieder, so wie beim Heimkinder Skandal in Vergessenheit geraten.

Viele Menschen, die keine Ahnung über die tatsächliche Pein der Opfer haben, werden uns erklären, wie sich diese fühlen – oder zu fühlen haben. Es wiederholt sich alles  immer wieder! Auch die Versprechen die gemacht werden, die Zukunft achtsam zu gestalten, hinzuhören, hinzusehen. Vielmehr noch, die Unfähigkeit jener, die behaupten, zu wissen was gut für junge Menschen ist, sie wiederholt sich im Jahrestakt gegenüber jenen,  denen es nicht gegönnt ist, in eigenen Familien leben zu können.

Eine Handvoll Menschen, die eine Ahnung haben und die Ausbildung dafür haben, versuchen

im Hintergrund die Konsequenzen für die Opfer zu minimieren und nehmen ihren Auftrag ernst.

Wie traurig ist es, bemerken zu müssen, dass sie wohl den geringsten Anteil jener, die über unser aller soziales Leben Einfluss haben, bilden. Oft müssen diese monatelang im Hintergrund  darum kämpfen, dass die Opfer überhaupt gehört werden, weil die unterschiedlichsten beruflichen oder politischen Befindlichkeiten „berücksichtigt werden müssen“.

Wie soll eine Gesellschaft funktionieren, in der . Gewalt gegen Wehrlose ignoriert oder verschleppt wird?

Es ist beschämend, dass man mit vollen Händen Gelder verschleudert, für skrupellose Firmen deren Defizite von der Allgemeinheit getragen werden müssen, Gerichte sich jahrelang mit diesen Fällen herumschlagen müssen, während für ein funktionierendes, soziales System die Zeit gestohlen wird!

Man hat gerade bei Gewaltdelikten gegen Kinder und Frauen eine besonders rasche Lösung gefunden: die Diversion. Kurz gesagt bedeutet es, dass viele Täter, die zum ersten Mal vor Gericht landen,  erhalten den Deal eine Abschlagszahlung leisten müssen, für ca. 3 Jahren nicht mehr straffällig werden dürfen und damit „aus dem Schneider“ zu sein, wenn sie sich in dieser Zeit nichts mehr zuschulden kommen lassen. Nicht wenige  von ihnen werden aber wieder rückfällig und bekommen dadurch sehr schnell die Chance, neuerliche Taten begehen zu können.

Für die Opfer sind solche Entscheidungen unverständlich und nicht gerecht. Einmal mehr gilt hier offenbar der Grundsatz: Das Leben ist eben nicht fair! Hilf Dir selbst!

 Es ist verwunderlich, wie viele Jahre es braucht, bis man Missstände in unserem Land überhaupt zugibt und etwas dagegen unternimmt.

Wie viele Arbeitskreise wird es diesmal benötigen, um festzustellen, dass hier Menschen zu

Schaden gekommen sind? Die neuerliche Hoffnung ist, dass es auf Grund der Vergangenheit schneller zu Entscheidungen kommt und die Opfer so rasch als möglich beginnen können, mit ihren Erlebnissen in R u h e  „abschließen“ zu können!

 Übrigens: könnte man das wirklich, dann müsste man für sich eine neue Biografie erfinden:

 

Ja, das Blut pumpt in den Adern,

das Herz schlägt.

Die Augen sehen die Sonne,

Wiesen, Schnee und Regen.

Wir sprechen mit Menschen

Ohne etwas zu sagen.

Und die Seele schweigt.

Der Körper spürt nichts

Während das Kind in uns weint

 

 
 
© Isabella Bernardo , Wien 
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Humanes

 

 

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