Nächtlicher Tagtraum

 

Ich möchte nicht mehr denken

was sein könnte, morgen oder

was gewesen ist, gestern

Ich möchte nur sein, mehr nicht

weil ich weiß, dass man rasch

vergessen ist

Ob man nun gut oder nur wenig

perfekt

durch dieses Leben gegangen ist

Man ist,

(ganz anders als Du

gedacht hast, liebe Sylvia, dort

oben im Himmel!)

nicht mal das Sandkorn hier

auf Erden

(von dem Du dachtest, dass

nicht einmal das bleiben würde,

von Dir - und doch bist Du mir

viel, viel mehr, nicht nur Erinnerung)

Man ist weniger als man

geleistet hat!

 

Oftmals, mehr nach dem Tod,

wo manchmal, jene, die nicht mal

ein Gutes oft an einem gelassen

haben, als man gelebt hat,

plötzlich reden von einem!

Da wird man dann beinahe schon

ein Held !

Da werden Geschichten erzählt

die es wohl gegeben hat

doch niemals mit jenem der

sie zum Besten gibt

und andererseits werden gemeinsame

Geschichten erzählt die es nie gegeben hat!

 

Die Welt ist verdreht, verrückt

weil die Menschen sie so machen

denn die Welt ist das

was der Mensch kreiert!

 

Manchmal, wenn die Stunden

fortgeschritten sind und man

fast den Atem des Nachbars

neben sich, ganz nah am Kissen

zu spüren glaubt

und die Stille den kommenden

Morgen sanfte Lieder schlägt

dann spüre ich wie

empfindlich und hilflos doch die

Menschen sind

die tagsüber so laut, oft harsch

oder eilig ihr Werk verrichten

Ich stelle mir dann vor

wie es wäre

wenn wir alle am Morgen nach

dem Frühstück

beginnen würden

nach und nach unsere Sanftheiten

zu polieren, sie auf Hochglanz

zu bringen

damit wir sie dem Nächsten überbringen

bei all unserem Tun

 

Ich stelle mir vor wie wir einander

grüßen

ohne einander zu kennen

ganz einfach

weil wir wissen, dass wir nichts

ohne einander sind

In meinen Gedanken gäbe es nur

Gutes und Freundliches

kein roher Ausdruck würde unsere

Ohren beleidigen

oder unsere Zunge jemals formen

weil wir wissen

wie wertvoll wir einander sind

Es kämen die Kinder zur Schule mit

einem blitzenden Lachen in den

Augen

und kein einziges würde die Angst

mehr kennen

Alle schlimmen Taten würden ihre

Köpfe schon lange verlassen haben

und ihre Träume würden die Zukunft

beglücken

Flugzeuge würde die Menschen wohl

in ferne Ländern bringen

und Raketen gäbe es höchstens um den

Himmel zu erforschen

Die Alten und die Jungen hätten alle

Klüfte die sie trennten mit weichen

blumigen Wiesen längst schon

gelegt und

statt dunklen Mauern und Zäunen an

den Grenzen

würden Rosen und Bäche gepflegt

 

Die Berge würden das Wasser nur

im Frühjahr zu den Tälern schicken und

im Winter ihre Schneelast wie Kronen tragen

Es gäbe keinen Zwist und niemals Krieg

weil wir wüssten

dass die Natur uns doch so schon

viele Rätsel und Wunder bietet

Wir würden weder mit Schönheit

konkurrieren

noch uns um Macht und Geld zanken

weil wir genügsam und dennoch, so reich

dem Tag am Abend Gute Nacht sagen

um am nächsten Morgen genau zu wissen

welche Aufgaben wir bewältigen wollen...

 

Und dann, am ganz frühen Morgen

wenn die ersten Vögel, selbst noch schläfrig

ihren Morgengruß krächzend senden

dann werde ich müde...

Die Stille verliert ihre Ruhe weil die erste

Straßenbahn

fast, ebenfalls müde, daher gekrochen kommt

Ich werfe manchmal einen Blick auf eine

und sehe

keinen einzigen Menschen darin

Zwei Stockwerke  gegenüber geht das Licht

in einem Zimmer an

und ich weiß, der Mann den ich schon

öfter gesehen habe

wird eine Stunde später das Haus verlassen

während dann die Straße in voller Geschäftigkeit

zu vibrieren anfängt

Schon sind meine Träume vergessen

und ich überlege ob es sich lohnt

doch noch ein wenig Schlaf zu finden

und entscheide mich dagegen

 

Wer weiß?

Wer weiß ob ich etwas versäume

all das, was ich mir wünsche doch

noch wahr wird? 

Wen interessiert es, was der Andere

fühlt oder denkt?  

Letztlich, bin ich doch schon lange

nicht mehr hier!

weniger als ein Sandkorn!

nicht respektiert!

entbehrlicher als ein Sandkorn...

 

Die Wahrheit ist

dass wir auf diesem kleinen Planeten

viel zu viele sind

und die Träume von einem Menschen

nichts mit der Macht der Wenigen

zu tun hat

die uns heute oder morgen

schon alles nehmen werden:

so lange

bis sie niemanden haben

werden

der die Arbeit dann für sie

verrichten wird

Denn es gibt Menschen die für

den Krieg sind

Menschen, die sich selbst wichtiger

als jeden anderen nehmen

und wenn es sein muss

ihre Familien dafür opfern würden

für ein Land

das sie zuvor niederbrennen

um es dann wieder aufbauen

zu müssen.

 

© Isabella Bernardo , Wien 

alle Rechte vorbehalten.

 

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